Italowestern - Die Brutalität
Italowestern sind oft schon nichts für schwache Nerven. Verherrlichung von Gewalt ist an der Tagesordnung. Detaildarstellungen von Brutalität brachten viele Filme für lange Zeit auf den Index.
Es kommt schon mal vor, dass jemandem ein Ohr abgeschnitten wird, die Hände blutig geschlagen werden oder ganze Hordem mit einem Maschinengewehr niedergemetzelt werden (Beispiel Django).
Die Darstellung von Gewalt erlebt im Gegensatz zum klassischen Westen ganz neue Dimensionen. Der Cowboy schießt im klassischen Western auf den Indianer, der fällt vom Pferd und ist tot, alles völlig unblutig und unspektakulär.
Das ist im Italowestern anders, man sieht halt schon mal die Eingeweide eines Sterbenden. Natürlich ist das auch gewaltverherlichend und nichts für Kinderaugen. Aber es spiegelt auch die Realität des Krieges wieder.
Psychologisch könnte man nun fragen, was schädlicher für den Betrachter ist. Ist es die Gewaltverherrlichung des Italowesterns oder die Gewaltverfremdung des klassischen Westerns ? Ich denke, da gehen die Meinungen weit auseinander, und alle gängigen psychologischen Theorien haben irgendwo ihre Daseinsberechtigung.
Beispiele der Brutalität aus Italowestern
"Keoma" (1976) - Die Wagenrad- und Kreuzigungsszene: In dieser intensiven Szene wird der Protagonist Keoma grausam gefoltert. Seine Hände werden an ein Wagenrad gebunden, und er wird halb gekreuzigt in einer ausgesprochen brutalen und symbolträchtigen Darstellung seines Leidens gezeigt. Diese Szene spiegelt das Leiden und die innere Zerrissenheit des Charakters wider, der zwischen Rache und Erlösung schwankt.
"Django" (1966) - Die Ohrenabschneideszene: Einer der berüchtigsten und brutalsten Momente des Films ist die Szene, in der ein mexikanischer Bandit einem der Charaktere ein Ohr abschneidet und versucht, ihn dazu zu zwingen, es zu essen. Diese Szene ist ein klares Beispiel für die rohe und ungeschminkte Gewalt, die für den Italowestern charakteristisch ist und die Zuschauer schockierte.
"Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) - Die Mundharmonika-Szene: Diese berühmte Eröffnungsszene des Films ist gleichzeitig eine der denkwürdigsten und brutaleren Momente des Italowesterns. Drei Schurken warten an einem abgelegenen Bahnhof auf jemanden, der nur als Mundharmonika bekannt ist. Als er ankommt, endet die Spannung in einem kurzen, aber intensiven Schusswechsel. Die Szene ist für ihre eindringliche musikalische Untermalung und ihre langsam aufbauende Spannung bekannt, die in einem plötzlichen Ausbruch von Gewalt gipfelt.
"Zwei glorreiche Halunken" (1966) - Die Sad Hill Friedhofszene: Am Ende des Films findet das legendäre Dreierduell auf einem riesigen, kreisförmigen Friedhof statt. Die Szene ist sowohl für ihre künstlerische Inszenierung als auch für die Brutalität bekannt, mit der die Charaktere sich gegenseitig bedrohen und schließlich aufeinander schießen. Diese Szene verkörpert die typische Brutalität und Spannung des Italowesterns, wobei die Intensität der Konfrontation durch Ennio Morricones unvergessliche Filmmusik noch verstärkt wird.