Originaltitel: Keoma
Erscheinungsjahr: 1976
Regisseur: Enzo G. Castellari
Produzent: Manolo Bolognini
Musik: Guido e Maurizio De Angelis
Darsteller: Franco Nero, William Berger, Olga Karlatos, Woody Strode, Riccardo Pizzuti
Inhalt
Keoma ist sehr vom Bürgerkrieg gezeichnet und kehrt verbittert in seine Heimat zurück. Auch in seiner
Kindheit hatte er es schwer. Als einziger Überlebender eines Massakers in einem Indianerdorf wird
er von seinem Stiefvater aufgenommen. Doch seine drei Stiefbrüder hassen ihn sehr.
In Keomas Heimat ist eine tödliche Pockenkrankheit ausgebrochen. Alle Infizierten werden aus der Stadt
verbannt. Auch eine schwanger Frau, die man für infiziert hält, soll nun bei den Kranken leben.
Doch Keoma will sie vor diesem Schicksal bewahren und nimmt sich ihrer an. Dabei legt es sich mit dem
Gangsterboss Caldwell an, dessen Bande auch seine Stiefbrüder angehören.
Trotz aller Bemühungen schafft es Keoma zwar, die schwangere Frau vor Caldwell zu retten, aber dennoch stirbt sie während
des dramatischen Showdowns bei der Geburt ihres Kindes.
Keomas Sieg ist am Ende ein total Sinnloser. Die Frau ist tot, und das geborene Kind lässt er hilflos liegen. Gegenüber einer
in seiner Phantasie immer wieder auftauchenden Indianerin Sie soll wohl den Tod symbolisieren) begründet er
dies mit den Worten "Er ist ein freier Mensch".
Interpretationen
Der Tod Im Western wird der Tod als ständiger Begleiter von Keoma dargestellt, personifiziert durch die Figur einer alten Frau, die einen Wagen voller Besitztümer
hinter sich herzieht.
Diese Symbolfigur taucht immer wieder im Film auf: Als Schutzengel, als Keoma das Massaker als Kind überlebt; als Empfänger seiner Rückkehr in die Heimat; als er in die Stadt
zieht und den nahenden Tod von George ankündigt; als mahnendes Gewissen, als Keoma einen von Caldwells Banditen im Dunkeln erwürgt. Der Tod wird schließlich sogar zur
Hebamme und Kinderfrau. Castellari verwendet diese Metapher geschickt, um den Tod als unausweichlichen und immerwährenden Teil von Keomas Leben darzustellen.
Bruderkampf Die drei Brüder hatten niemals verkraftet, dass ihr Vater das Halbblut Keoma als seinen vierten Sohn adoptiert hatte. Dadurch hatte der Vater
das Gefühl, dass er sich um Keoma mehr kümmern musste, was dazu führte, dass sich die Brüder immer mehr vernachlässigt fühlten. Keoma war zweifellos, wenn auch
nicht sein körperlicher Sohn, sein Lieblingssohn.
Nachdem ihr Vater von Caldwell ermordet wurde, beschließen die Brüder, sich an dem Mörder zu rächen, aber sie beschuldigen gleichzeitig auch ihren Stiefbruder
Keoma, der von Caldwells Männern an ein Wagenrad gekreuzigt wurde, für dessen Tod mit verantwortlich zu sein. Sie fordern einen Richter, um Keoma schuldig zu
sprechen, falls sie ihn nicht selbst töten können.
Kreuzigungsszene Die Kreuzigungsszene stellt einen deutlichen Vergleich zur Kreuzigung Jesu dar. Dadurch soll Keomas Leidensweg und sein guter Charkater,
obwohl er wie alle Italowesternhelden ein böser Schurke ist, der andere tötet, symbolisiert werden. Er wird quasi mit Jesus auf eine Stufe gestellt. Ebenso wie Jesus steht
er fast schon am Ende von den Toten wieder auf.
Musik
Während der Arbeiten an Keoma ließ sich Castellari von der Musik Bob Dylans und Leonard Cohens Filmmusik für McCabe & Mrs. Miller (1971) inspirieren. Um eine ähnliche Stimmung in Keoma zu erzeugen, beauftragte er die bekannten Filmkomponisten Guido & Maurizio De Angelis, die Cohen-Songs als Orientierungshilfe zu nutzen.
Guido & Maurizio De Angelis waren zwei italienische Filmkomponisten, die während der 1970er Jahre bekannt waren und viele Soundtracks für Italo-Western produzierten. Die Brüder arbeiteten häufig zusammen und schufen eine Reihe unvergesslicher Filmmusiken, darunter auch die Musik für Keoma. Sie wurden für ihre Fähigkeit geschätzt, Musik zu schreiben, die perfekt zum jeweiligen Film passt und die Stimmung und Atmosphäre des Films einfängt.
Das Ergebnis war eine balladenhafte Filmmusik, die von einer weiblichen Sopran-Stimme begleitet wurde und an den sogenannten Bänkelsang erinnerte.
Bänkelsang ist ein Begriff aus dem 17. Jahrhundert und bezeichnete Lieder oder Balladen, die von reisenden Musikanten vorgetragen wurden. Die Texte handelten oft von tragischen
Ereignissen oder Kriminalfällen und waren eine Art von mündlicher Überlieferung von Geschichten. Die Musik war oft einfach und wurde von begleitenden Instrumenten wie
Gitarre oder Geige unterstützt. In Keoma wurde dieser Stil von Guido & Maurizio De Angelis in ihrer Filmmusik aufgegriffen und mit einer weiblichen Sopran-Stimme kombiniert, die das Filmgeschehen begleitete und kommentierte.
Die Filmmusik in Keoma ist besonders herausragend und hat dazu beigetragen, den Film zu einem Klassiker des Italo-Western-Genres zu machen. Der erzählende balladenhafte Gesang, welcher zwischen einer männlichen und weiblichen Stimme wechselt, verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre, die man so in kaum einem anderen Film kennt.
Kameraführung und stilistische Mittel
Keoma - Melodie des Sterbens" zeichnet sich durch seine exzellente Kameraführung und den gekonnten Einsatz stilistischer Mittel aus. Der Regisseur Enzo G. Castellari hat hier ein visuell beeindruckendes Meisterwerk geschaffen.
Die Kameraführung in diesem Film ist äußerst kreativ und einfallsreich. Die Kameraarbeit nutzt häufig Extremeinstellungen und ungewöhnliche Perspektiven, um eine besonders intensive Wirkung zu erzielen. Der Film nutzt beispielsweise oft Close-Ups, um die Emotionen der Charaktere noch stärker zu betonen und den Zuschauer noch tiefer in die Handlung hineinzuziehen.
Ein weiteres stilistisches Mittel, das in "Keoma - Melodie des Sterbens" verwendet wird, ist der Einsatz von Zeitlupen- und Zeitraffersequenzen vor allem bei Gewaltszenen. Diese Techniken verleihen dem Film eine zusätzliche dramatische Wirkung und betonen wichtige Momente in der Handlung.
Die Bildkomposition in diesem Film ist ebenfalls bemerkenswert. Die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die aufwendig gestalteten Kulissen und die authentischen Kostüme erzeugen eine unglaublich realistische Atmosphäre, die den Zuschauer in eine Welt des Wilden Westens versetzt.
Insgesamt ist "Keoma - Melodie des Sterbens" ein visuell beeindruckender Film, der gekonnt stilistische Mittel einsetzt, um die Handlung und die Charaktere zu betonen und dem Zuschauer ein unvergessliches Kinoerlebnis zu bieten.
Rezension
"Keoma - Melodie des Sterbens" (Alternativtitel "Das Lied des Todes") ist ein wahrhaftig bemerkenswerter Film, der auf so vielen Ebenen begeistert. Die atemberaubende Kulisse, die authentischen Kostüme und das
erstklassige Schauspiel verleihen diesem Klassiker des Italo-Western-Genres eine unvergleichliche Atmosphäre.
Die Geschichte des Films ist packend und bewegend zugleich. Die tragische Geschichte von Keoma, der in einer von Banditen und Korruption geprägten Stadt gegen seine eigenen
Halbbrüder kämpft, ist ein fesselndes Drama, das den Zuschauer bis zum Ende mitreißt.
Franco Nero brilliert in der Rolle des titelgebenden Keoma und verleiht dem Charakter eine Tiefe und Komplexität, die man selten in Westernfilmen sieht. Seine Darstellung verleiht
dem Film eine unvergleichliche Intensität und Emotion.
Der Soundtrack von Guido & Maurizio De Angelis ist ein weiteres Highlight des Films. Die unvergesslichen Melodien begleiten die Handlung perfekt und verstärken die Stimmung
des Films auf beeindruckende Weise.
Zusammenfassend ist "Keoma - Melodie des Sterbens" ein absoluter Klassiker des Italo-Western-Genres, der bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Eine unvergessliche
Erfahrung für jeden Filmfan!
Keoma ist wohl der beste Italowestern, der je gedreht wurde. Der Film ist auch nach mehrmaligem Anschauen immer
wieder sehenswert. Man entdeckt immer wieder neue Details, die einem vorher nie bewusst waren. Auch läßt der Film viele Fragen offen,die unbeantwortet
bleiben und Freiraum zum Nachdenken und Interpretieren lassen. Gerade das tiefenpsychologische Element dieses Meisterwerkes sticht hervor.
Bei Kritikern ist der Film sehr umstritten. Entweder man hält ihn
für überragend und ein Meisterwerk oder für totalen Schwachsinn. Doch dieses Urteil sollte sich jeder selber bilden.
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